Rezension zu "Babel"

 


Allgemeines

Titel: Babel
Autor: R.F. Kuang
Verlag: Harper Voyager
Genre: Dark academia fantasy
Seitenzahl: 560 Seiten
Preis: 13,99 Euro / Hardcover (Englisches Original)
26,00 Euro / Hardcover (Deutsche Übersetzung)

Klappentext

Traduttore, traditore: An act of translation is always an act of betrayal.

1828. Robin Swift, orphaned by cholera in Canton, is brought to London by the mysterious Professor Lovell. There, he trains for years in Latin, Ancient Greek, and Chinese, all in preparation for the day he’ll enroll in Oxford University’s prestigious Royal Institute of Translation—also known as Babel.

Babel is the world's center for translation and, more importantly, magic. Silver working—the art of manifesting the meaning lost in translation using enchanted silver bars—has made the British unparalleled in power, as its knowledge serves the Empire’s quest for colonization.

For Robin, Oxford is a utopia dedicated to the pursuit of knowledge. But knowledge obeys power, and as a Chinese boy raised in Britain, Robin realizes serving Babel means betraying his motherland. As his studies progress, Robin finds himself caught between Babel and the shadowy Hermes Society, an organization dedicated to stopping imperial expansion. When Britain pursues an unjust war with China over silver and opium, Robin must decide…

Meine Meinung zum Inhalt

"But that’s the beauty of learning a new language. It should feel like an enormous undertaking. It ought to intimidate you. It makes you appreciate the complexity of the ones you know already."

Von R.F. Kuang habe ich bereits begeistert die Poppy War Reihe gelesen. Als sowieso Dark Academia Fan und mit positiver Erfahrung bezüglich der Autorin war ich also sehr auf Babel gespannt!

In Babel ist das Setting überwiegend an einer fiktiven, aber von Oxford inspirierten Universität im 19. Jahrhundert. Dort werden die Studenten in verschiedenen Sprachen trainiert, um nach ihren vier Akademiejahren sogenanntes "Silver working" zu erlernen. Darunter versteht man, ganz vereinfacht gesagt, Silberbarren mit magischen Fähigkeiten zu versehen, indem sie ihre erlernten Sprachkenntnisse auf spezielle Weise anwenden. Zum Beispiel können mit diesen Silberbarren Leute geheilt werden, der Straßenverkehr sicherer gemacht werden, bestimmte bereits bestehende Eigenschaften verstärkt werden, etc.

Der Protagonist Robin ist in Canton (Deutsch: Guangzhou) aufgewachsen. Als seine Familie stirbt, wird Robin von einem Professor der Universität Oxford aufgenommen und bis zu seinem Eintreffen in Oxford auf Oxford selbst vorbereitet. Robin lernt Latein, Griechisch, Mandarin, Chinesisch, etc.

Richtig an Fahrt aufnehmen wird die Geschichte allerdings, als Robin nach Oxford kommt. Hier trifft er auf Gleichgesinnte, die genau wie er einige Vorurteile bezüglich der Herkunft erleben müssen und somit eine gemeinsame Grundlage haben. Sie sind die besonderen Außenseiter. Und diejenigen, die mehr sprachliches Wissen aufweisen als die meisten ihrer Mitstudenten. Es gibt Ramy und zwei Frauen: Letty und Victoire.
Die vier werden viel Zeit zusammen verbringen und ein eingeschworener Freundeskreis werden, der so einiges durchmachen wird.

Die Dynamik zwischen Robin und Ramy, die sich von der ersten Sekunde an gut verstanden haben, habe ich geliebt. Ich fand die beiden sogar so gut, dass ich sie einfach nur miteinander shippen musste!
Victoire und Letty waren deren Gegenpole.
Allerdings muss ich der Aussage, dass diese Gruppe, wie es in manchen Rezensionen hieß, als "found family" beschrieben wurde, widersprechen.
Robin und Ramy waren ein Team, aber Letty war eigentlich z.B. nur eine Duldung. Sie war der Boxsack der Gruppe und wurde oft von der Gruppe ausgegrenzt. Manchmal haben die drei z.B. nur darauf gewartet, dass Letty den Raum verlässt, damit sie ein Gespräch miteinander führen können.
R.F. Kuang hat das bewusst für spätere Entwicklung so geschrieben, aber als Leser hatte man gar keine Chance, Letty besonders ins Herz zu schließen. Sie war die zu emotionale, diejenige, die die drei anderen doch nie komplett verstanden hat, da sie zwar eine Frau ist, aber anders als die anderen von der Hautfarbe weiß ist. 

Robin dagegen ist ein sehr liebenswürdiger Protagonist, den man mag und der eine gelungene Charakterentwicklung in dem Buch durchmachen wird.
Die Storys zu Victoire und Ramy kamen mir dagegen zu kurz, dennoch mochte ich das, was ich von ihnen gelesen und erfahren habe.

Das Magiesystem fand ich ein bisschen schwach, es ging weniger um den Fantasy-Aspekt, sondern mehr um historische und wirtschaftliche Komponenten, die mit den Silberbarren erreicht werden. Dazu kam noch die potenzielle Gefahr eines Krieges, sodass es schlussendlich etwas Politischer geblieben ist. Fand ich in keinster Weise schlecht, allerdings wird nicht viel in der Welt des fiktiven Oxfords und des "silver workings" aufgebaut. Ich hätte mir gern mehr dazu gewünscht.

Der Schreibstil war eloquent und die Story dahinter einfach nur brillant. Hut ab vor diesem Werk, hier steckt viel Recherche und Wissen dahinter. Ergänzt wird die Story auch hin und wieder mit Fußnoten, die aber nicht unbedingt nötig für die Geschichte wären, aber bestimmte Sachen einfach noch ergänzen. Fand ich hier sehr passend und habe ich geliebt.

Herzstück von Babel sind aber die Sprachen. Diese haben das Buch für mich ausgemacht. Ich konnte die Komplexität verschiedener Sprachen erfühlen, habe bei einigen Wörtern erfahren, welchen Ursprungs sie stammen und habe mich in den Welten von Griechisch, Latein, Mandarin, Französisch und vielen mehr wiedergefunden. Ich lerne selbst sehr gern Sprachen und bin einfach immer wieder von Neuem fasziniert, inwiefern sie miteinander verbunden sind oder sich im Laufe der Zeit verändern. Babel hat dieses Thema unglaublich gut und auf sehr spannende Academia-Weise nähergebracht, sodass ich begierig die nächsten Lehrstunden an der Oxford-Akademie aufgesogen habe.

Wenn man den Plot aber schlussendlich noch mit The Poppy War vergleicht, muss ich jedoch sagen, dass die beiden sehr ähnlich sind. In beiden geht es um das Thema Krieg, Rassismus, moralische Fragen und hat eine Schule, um bestimmte Dinge zu erlernen. 
Der Plot und die Geschichte, auch besonders des Fantasyaspekts, ist in TPW so viel besser ausgearbeitet. Allerdings ist Robin als Protagonist so viel sympathischer als die Protagonistin Rin aus TPW. 

Das Ende

Das Ende fand ich unglaublich passend zu dem Buch gewählt, wenn auch etwas vorhersehbar. Zumindest konnte ich mir nicht ausmalen, dass das Buch anders ausgehen wird, als es passiert ist. Es wurde einfach vorher schon so sehr angedeutet.
Trotzdem war es das perfekte Ende, sodass das Buch stimmig abgerundet wurde.

Fazit

Babel ist ein sprachliches Meisterwerk, das mit viel Recherche, Historie und ganz besonders Linguistik glänzt. Es hatte einen guten Plot und ein gutes Tempo, was Spannung und Geschehnisse angeht.
Sowie einen sympathischen Protagonisten und ein stimmiges Ende.
Allerdings hätten der Fantasy-Aspekt und die Geschichte der Nebencharaktere stärker ausgearbeitet sein können. Ich komme auch nicht um den Vergleich mit R.F. Kuangs anderer Reihe "The Poppy War", die sich mit ziemlich ähnlichen Themen beschäftigt und mir noch besser gefallen hat.

An sich kann ich es aber auf jeden Fall empfehlen, da es mir einige schöne Lesestunden in Kombination mit anderen Sprachen geschenkt hat.
4/5 Sternen.

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